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09.08.2020

Schießen: IPSC vs. Selbstverteidigung

Sicherlich eine der häufigsten Fragen, die im Laufe diverser Gespräche und Vorstellungen unserer Kurse an uns gestellt wird, betrifft unsere Abgrenzung zum sportlichen Schießen, vorrangig der Disziplin IPSC.

Und hier gleich Eines vorweg: Weder sind unsere Techniken und Abläufe, noch die der IPSC Schützen besser oder schlechter. Der Grundgedanke ist sogar immer derselbe: Der Schütze betätigt den Abzug in einer Art und Weise, die die Ausrichtung der Waffe auf das Ziel nicht stört, verarbeitet und kontrolliert so effizient wie möglich den Rückstoß, um unmittelbar darauf einen Folgeschuss anbringen zu können.

In eben diesen „technischen“ Bereichen wie Anpassung des Visierbildes, Abzugskontrolle, Rückstoßverarbeitung usw. gibt es die meisten Überschneidungen und es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass wesentliche Impulse aus dem IPSC-Bereich gekommen sind und auch nach wie vor immer noch kommen. Vor allem im amerikanischen Raum sind namhafte Ausbilder bei IPSC oder IDP-Bewerben regelmäßig ganz vorne mit dabei.

Betrachtet man die Fragestellung aus der Perspektive des Umfelds, in dem die Waffe eingesetzt werden muss, ergeben sich die ersten markanten Unterschiede.

Ein IPSC-Match ist wochenlang vorher bekannt, man trainiert wahrscheinlich sogar konkret darauf hin und bereitet sich und seine Ausrüstung darauf vor. Die Stage ist gut ausgeleuchtet, es gibt einen Range Officer, der für die Sicherheit und die Einhaltung der Regeln sorgt. Bevor es losgeht, kann man die Stage besichtigen und probeweise durchgehen, um für sich selbst einen optimalen Plan zu entwickeln.

Im Gegensatz dazu kann ein möglicher Selbstverteidigungsfall, der einen Schusswaffeneinsatz notwendig macht, nicht so genau skizziert werden. Es kann Tag oder auch Nacht sein, peitschender Regen oder gleisender Sonnenschein. Der Verteidiger kann müde und hungrig von der Arbeit nach Hause kommen, oder mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen werden. Auf offener Straße befinden sich zur Stoßzeit massenweise unbeteiligte Passanten, während in den eigenen vier Wänden die Kinder im Zimmer nebenan schlafen und die trennende Mauer nur aus ein paar Zentimetern Rigips besteht. Übertragen auf die Anforderungen an die jeweiligen Techniken bedeutet das also, dass sportlich gesehen eine viel größere Spezialisierung stattfinden und gleichzeitig ein größeres Risiko des „Versagens“ eingegangen werden kann. Die Maxime ist hier Zeitersparnis und Effizient. Ein Versagen muss jedoch im Kontext der Selbstverteidigung so gut wie nur menschlich möglich ausgeschlossen werden. Die erhöhte Sicherheit erkaufen wir uns normalerweise durch einen gering höheren Zeitaufwand.

Konkret bedeutet das, dass beispielsweise unser Ziehvorgang einen optimalen Schutz der Waffe vor Fremdzugriff gewährleistet, unsere Ladegriffe so gestaltet sind, dass sie auch bei völliger Dunkelheit und mit eiskalten Fingern funktionieren und oberste Priorität auf das selbstständige Mitdenken und Erfassen der Situation gelegt wird.
Alles Dinge, die im sportlichen Kontext absolut unnötig und zeitraubend sind. Was im Match den Sieg kostet, bewahrt im Extremfall jedoch vielleicht ein Leben.

Im Zuge unseres Kurses „KKP01 – Kernkompetenzen Pistole 01“ wird zu allen demonstrierten Techniken intensiv das „Warum“ behandelt. Wenn der Teilnehmer verstanden hat, warum wir etwas auf eine ganz bestimmte Art und Weise durchführen, ist er im Anschluss in der Lage selbstständig zu beurteilen, ob dies in seinen ganz persönlichen Kontext passt.




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