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03.05.2020

Eine Schublade voller Fehlkäufe – der Holster

Egal ob Sportschütze, Berufswaffenträger oder Jäger – fast jeder, der eine Faustfeuerwaffe irgendwie am Körper tragen muss, sammelt im Laufe der Zeit eine beträchtliche Anzahl an diversen Holstern an. Im Moment des Kaufs noch als optimal erscheinend, stellt sich oft schon binnen kürzester Zeit Ernüchterung ein, wenn die teure Anschaffung die Erwartungen nicht so erfüllt wie gedacht. Der Holster wandert in die Schublade und die Recherche beginnt erneut.

Im Vorfeld unserer Kurse wird uns immer wieder die Frage gestellt, welcher Holster denn nun zu empfehlen sei. In Anbetracht eines schier unendlich scheinenden Angebots an Herstellern, Tragemöglichkeiten und Innovationen ist es unmöglich, eine objektive Empfehlung abzugeben. Wir können schlicht nicht jedes Modell jedes Herstellers testen.

Auswahlkriterien

Im Laufe der Zeit haben sich aber sehr wohl gewisse Grundvoraussetzungen herauskristallisiert, die ein guter Holster, welcher im Kontext des Selbstschutzes eingesetzt werden soll, erfüllen MUSS:

Trageweise

Um eine vernünftige Entscheidung zu treffen, ist es weiter notwendig, den Einsatzzweck zu bestimmen und daraus eine passende Trageweise und in weiterer Folge den passenden Holster abzuleiten. Im Falle des offenen Tragens der Waffe z.B. am Dienstgurt oder am Gürtel im Schießkanal, hat sich ein Holster mit 0° Neigung und einer Trageposition von 3 Uhr außerhalb des Hosenbundes bewährt. Im Falle des Einsatzes außerhalb des Schießkanals ist unserer Meinung nach zumindest eine einstufige Sicherung zwingend notwendig, um die Waffe entsprechend vor Fremdzugriff zu schützen. Wird die Waffe verdeckt getragen, ändert sich an der Grundposition (0° Neigungswinkel, 3 Uhr) nichts. Die Sicherung kann jedoch entfallen und ein Holster, der innerhalb des Hosenbundes getragen wird, unterstützt die Vertarnung der Waffe erheblich. Eine weitere Trageweise, die sich unserer Ansicht nach besonders bewährt hat, ist das sogenannte Appendix-Carry. Dabei wird die Waffe ca. auf 1 Uhr im Hosenbund getragen (Neigungswinkel wiederum 0°). Viele beschleicht möglicherweise beim Gedanken daran, dass die Mündung der eigenen Waffe (natürlich im Holster) essentielle männliche Körperteile abstreicht, ein unschönes Gefühl, aber mit dem entsprechenden Training ist diese Trageweise absolut praxistauglich und erlaubt es, die Waffe auch in gedrängten Verhältnissen (z.B. U-Bahn zu Stoßzeiten) sehr diskret zu führen.

Was ist mit dem Rest?

Sind jetzt alle anderen Trageweisen schlecht oder gar gefährlich? Ja und Nein! Absolut zu vermeiden sind unserer Ansicht nach Schulterholster, Cross-Draw-Holster oder – im Falle der Primärwaffe – Knöchelholster, sowie IPSC Sportrigs. Über Neigungswinkel und Positionierungen auf drei, vier oder gar fünf Uhr kann man jedoch vorzüglich streiten 😊

Validierung der Auswahl

Wir überprüfen unsere Auswahl nicht nur am Schießstand, sondern für uns müssen die Holster im täglichen Einsatz sowohl bequem als auch diskret und bei einer Konfrontation z.B. im Gerangel auf dem Boden sicherstellen, dass der Zugriff auf die eigene Waffe möglichst in jeder Position gegeben ist und die Waffe so gut wie möglich geschützt werden kann. Wendet das auch auf euren Einsatzzweck an! Wenn Pistolen in der Bewegung aus dem Holster fallen, der Holstervorgang so umständlich ist, dass man beide Hände benutzen muss, die Waffe so stark eingeklemmt ist, dass sie nur unter größter Kraftanstrengung gezogen werden kann, oder man zum Ziehen der Waffe fünf Knöpfe und eine Gummischnur bedienen muss, ist das Gerät ungeeignet!

Jedem das Seine

Jeder muss anhand seiner Erfahrung, seines Einsatzzwecks, seines Körperbaus, seiner täglichen Garderobe und nicht zuletzt seines Gefühls die für ihn optimale Trageweise ermitteln. Dazu können die hier beschriebenen Überlegungen vielleicht ein Hilfsmittel sein.

Zu guter Letzt

Bitte vergesst nicht auf einen geeigneten Gürtel! Der beste Holster kann seine Vorteile nicht ausspielen, wenn er an einem billigen Baumwollgürtel befestigt wird. Mehr zu dieser Thematik aber in einer anderen Ausgabe. (P.H)

Gearcheck – Wir zeigen euch im Rahmen des IGUS Kurses „Kernkompetenzen Pistole – KKP01“ u.a. unterschiedlichste Ausrüstung und führen euch die Vor- und Nachteile vor. Selbstverständlich könnt ihr diese Ausrüstung vor Ort auch testen.




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