22.04.2020
Früher, also in Zeiten, in denen man nicht hinter jeder Straßenecke und hinter jedem Supermarktregal einen potentiellen Ansteckungsherd in Form eines anderen Spaziergängers oder Einkäufers vermutete, war ein Großteil unserer Mitbürger im öffentlichen Raum hauptsächlich mit sich selbst oder mit seinem Handy beschäftigt.
Das Vertrauen in die Aufrichtigkeit und die Wohlgesonnenheit der uns begegnenden Passanten war so groß, dass man problemlos WhatsApp Nachrichten schreiben, telefonieren, Musik hören oder den neuesten Post auf Instagram bewundern konnte, ohne sich groß um seine unmittelbare Umgebung kümmern zu müssen. Bis halt einmal etwas passierte!
Fast immer beschreiben Opfer den Vorfall mit Ausdrücken wie: „es kam absolut überraschend!“, „der Täter kam wie aus dem Nichts!“, „plötzlich schlug er zu“ oder „ich habe überhaupt nicht damit gerechnet!“.
In der Realität wird aber auch der gewiefteste Täter zuerst beobachten, ein entsprechendes (leichtes) Opfer auswählen und die Distanz zu diesem verringern müssen, um schlussendlich seine Handlung setzen und vor allem auch wieder schnellstmöglich fliehen zu können.
Wenn man weiß, worauf man achten muss, kann man viele Konflikte oder Konfrontationen schon bereits im Vorfeld verhindern oder zumindest erkennen und sich entsprechend darauf einstellen.
Was hat sich also geändert?
In der täglichen Beobachtung zeigt sich, dass die meisten Menschen versuchen, sich an die behördlichen Vorgaben zu halten und sich um den, mittlerweile berühmten, 1m Abstand bemühen. Sie nehmen also andere Personen wahr und passen ihr eigenes Verhalten an indem sie beispielsweise ausweichen, oder die Straßenseite wechseln.
Wir wurden jetzt also durch die Umstände gezwungen, unsere Umgebung viel aufmerksamer zu beobachten, um frühzeitig andere Passanten wahrzunehmen die uns, oder denen wir zu nahe kommen könnten.
Genau diese Aufmerksamkeit ist es, die (wenn auch in etwas abgewandelter Form) wesentlich zu unserer Sicherheit im „Nicht-Corona-Alltag“ beitragen kann. Wir sollten uns daher dieser Aufmerksamkeit bewusst werden und uns diese Fähigkeit, die für die Meisten innerhalb kürzester Zeit schon zur Gewohnheit geworden ist, für die Zukunft erhalten. (P.H.)
Die Themen Aufmerksamkeit, Täter-verhalten, Gefahrenerkennung, Konflikt-management und viele mehr werden in der Tiefe im IGUS-Kurs „Proaktive Selbstverteidigung“ behandelt.